Montag, 27. August 2007

une semaine des vacances...

...Zwangsurlaub um genauer zu sein. Da in der Woche vom 12. bis 19. August das Forschungszentrum geschlossen war, wurde auch mir das Glück einiger freier Tage zu teil.
So machte ich mich schon am Samstag zuvor auf den Weg, meine Schnorchelausrüstung um ein wichtiges Utensil zu erweitern. Um den widrigen Wassertemperaturen zu begegnen, ist ein Neoprenanzug unabdinglich. Zu meiner großen Freude fand ich auch ein wahres Schnäppchen. Die Freude über diesen Fund und das so gesparte Geld relativierte sich jedoch ungemein schnell, so mir doch am Abend bewusst wurde, dass ich meine Sonnenbrille verloren hatte. Wozu aber gibt es SuperSonderAngebote beim Optiker, wenn keiner sie wahrnimmt? So war denn der erste Tag meiner Ferienwoche dem Besuch beim Optiker gewidmet. Am Sonntag konnte ich jedoch schon meinen neu erstandenden Neoprenanzug testen. Zu diesem Zweck verließ ich schon früh die Wohnung, auf Anraten meiner Arbeitskollegen. Die Annahme, dass das Frühstück in Frankreich nicht die wichtigste Mahlzeit des Tages ist bestätigte sich auf der Autobahn. Nicht nur ich war auf die Idee gekommen auf einen gemütlichen Morgen mit ausgedehntem Frühstück zu verzichtend. Mit mir bahnten sich etliche Enstpannungswillige den Weg zum Meer. Die Wahl für meine Besuche an der Küste fällt bislang nach Studium von Satelitenbildern, um so kleine Buchten auszumachen, die sich zum Schnorcheln anbieten. Diese Methode ist jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt, da ein auf dem Photo guterkennbarer Weg nicht zwangsläufig zum Ziel führt. "Propriété privée", ein Begriff den man nicht gerade zu schätzen lernt, bei der Suche nach entlegenden Kleinoden am Meer. Mir blieb also die Wahl zwischen einem großen Umweg zu meinem eigentlichen Ziel und der öffentlichen, gut erreichbaren Bucht; meine Wahl.
Nichts desto trotz fand ich eine kleine Bucht. Ich konnte ausgiebig den Volkssport der Küstenbewohner beobachten. Diese dümpeln allzugern in niedrigem Wasser herum, um Fische in der größe eines Zeigefingers, mit den für diesen Zweck überdimensionieren Harpunen, zu erlegen. Mit Kanonen auf Spatzen schießen trifft diese Vorgehensweise ungemein. So war ich überrascht dennoch zwei Kraken beobachten zu können, da diese bevorzugte Ziele für die Harpunenjäger darstellen.
Da am frühen Nachmittag die kleine Felsenbucht unaufhaltsam dem Schatten anheimfiel, machte ich mich auf den Rückweg. Dieser führte mich über die Route de Crète, die sich, einer Schlage gleich, die Klippen zwischen La Ciotat und Cassis hinaufwinded. Die Klippen bieten einen wunderbaren Ausblick über die Calanques von Cassis. Die rauhe Küste bot, eingebette in dichten Dunst, an diesem Tag einen fast mythischen Anblick.
Da ich mir am nächsten Tag den Fuß beim Joggen verstauchte, verbrachte ich die nächsten drei Tage meiner Ferien damit, den Knöchel durch Kühlen auf eine angenehme Größe herabschwellen zu lassen. Doch lockte am Donnerstag die Möglichkeit die Bergkette des Sainte Victoire zu ersteigen, die zu dieser Jahreszeit wegen Waldbrandgefahr nur unter bestimmten Voraussetzungen geöffnet ist. Nur etwa eine viertel Autostunde entfernt startete meine Erkundung im üppigen Grün. Schnell wird jedoch der Bewüchs entlang des Wanderpfades karger. Majestätisch erhebt sich das Felsmassiv über die Provence bis auf ca. 1000 m Höhe. Glücklicherweise hatte ich schon einen ungefähren Eindruck der Wege bis zum Gipfel durch die schon erwähnten Satellitenbilder gesamelt. Sich auf eine Ausschilderung zu verlassen wäre zwecklos, da diese etwas spärlich ausfällt. An vielen Kreuzungen, die ich passierte, vermisste ich sehnlichst einige Richtungshinweise. Im Gegensatz dazu fordern wenig sparsam aufgestellte (noch verständliche) Schilder dazu auf das Gebiet auf Grund von Waldbrandgefahr nicht zu betreten (...aber im Internet mit aktuellen Infos stand doch, es sei erlaubt?!). Diese dienen demnach wohl eher dem Zweck, die Wanderer davor zu bewahren sich durch das Betreten des weitläufigen Gebietes hoffnungslos zu verlaufen.
So gestaltete sich der Aufstieg mit dem dem Gipfelkreuz als allzu prägnanten Ziel als relativ leicht zu erreichendes Ziel, während der Rückweg schwerer zu finden war. Geflissentlich überlas ich gegen Ende meiner Wanderung ein "Proprieté Privée" Schild, um so entschlossenen Schrittes über das Anwesen die ersehnte Straße zu erreichen.
Den Freitag verbrachte ich in einer Bucht an der Côte Bleue, mit Blick auf die Stadt Marseille. Das Wasser an der Côte Bleue ist durch Schwebstoffe wesentlich unklarer, als weiter im Süd-Osten der Provence. Ob dies am Mistral liegt, der das Wasser aufwühlt oder an der meeresnahen Metropole, vermag ich nicht zu sagen.
Am letzten Tag meiner Ferien führte mich mein Weg in Richtung der Gorge de Verdon. Die Verdon frist sich seit jahrmillionen einen Weg durch die weichen Kalksteinfelsen des Alpenvorlandes und schuf so den wohl eindruckvollsten und einzigartigsten Canyon Europas. Jedenfalls sagt das mein Reiseführer. (Nein, mit dieser Aussage habe ich mich keines Wegs selbst entlarvt; meine Erzählungen sind aus eigener Feder ;-) ) Ich bin jedoch nur bis zum Dorf Moustiers-Stainte-Marie gelangt, welches den Beginn der Schlucht kennzeichnet. Von den beeindruckenden Schluchten weiß ich bestimmt in einiger Zeit zu berichten. Auf dem Rückweg nutzte ich den See bei Esperron zu einem erfrischenden Aufenthalt. Der Weg zum See führt durch ein wahres Niemandsland. Vor einigen Jahren viel das Gebiet den Flammen einer sommerlichen Feuersbrunst zum Opfer. Die verkohlten Baumstämme ragen heute über große Gebiete hinweg, einem Mahnmal gleich, aus dem Boden. Und doch kehren kleine Pflanzen, Gräser und Büsche zurück. Einen ursrpünglichen Wald wie zuvor, wird es dort jedoch nicht mehr geben. Auch sieht man in der Provence oft Löschflugzeuge am Himmel, die vom Meer ins Inland fliegen, um das Schlimmste abzuwenden.

Sonntag, 22. Juli 2007

Defilieren, Degustieren, Kultivieren...

Der 14. Juli. Der Jahrestag des Sturms auf die Bastille 1789. Der Tag der Paraden. Zum ersten Mal sollte auch eine Parade in Aix statt finden. Diesen Anlass habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen, um mir am Tag der Franzosen einen Eindruck vom Nationalbewusstsein geben zu lassen. Während in der Hauptstadt rund 4500 gedrillte Uniformierte den Champs-Élysées herauf defilierten, war der aixoiser Parade der Stadtstatus einer sous-préfecture anzumerken. Den auf der Avenue de Belges indes etwas verloren wirkenden drei Abteilungen, gebildet aus ungefähr 100 Soldaten (und Soldatinnen) des Heeres und der Marine, kamen Polizei und Feuerwehr zur Hilfe. So vermittelte die hiesige Parade einen weniger militaristischen als vielmehr einen zivilen Eindruck. Statt vor Kampfkraft strotzenden Panzern wurden blitzblank glänzende Löschfahrzeuge vorgeführt, gefahren von Feuerwehrleuten mit noch glänzenderen goldenen Feuerwehrhelmen. Statt prächtig dekorierten Offizieren hoch zu Roß, präsentierte sich die berittene Abteilung der Polizei auf Drahteseln.
Der Abend des 14. Juli bleibt den Feiern auf den Plätzen der Städte und Dörfer vorbehalten, deren Abschluss ein Feuerwerk bildet. In den kleinen Dörfern werden sogenannte Bälle veranstaltet, an denen jeder Bewohner ob alt oder jung teilnimmt. Am Abend fuhr ich zu meinen Eltern, die eine Woche ihres Urlaubes in dieser Region verbracht haben. In dem kleinen Dorf Lourmarin in dem wir zu abendaßen, wurde der Ball jedoch schon am Vorabend veranstaltet, so dass wir später nur die Feuerwerksraketen, hörten deren Donnern vom Wind aus anderen Dörfern herüber getragen wurde.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zur Stadt Avignon, die wohl jedem aus der bekannten Volksweise bekannt sein dürfte. "Sur le pont" waren wir nicht, hatten jedoch einen schönen Blick vom Palais du Pape auf die Dächer der Stadt und die Überreste der besungenen Brücke. Avignon war zwischen 1300 und 1400 der Regierungssitz der Päpste die zu diesem Zeitpunkt Rom verlassen mussten. Der mittelalterliche Palast prangt mit seinen steingrauen Mauern einem Bollwerk gleich über der Stadt. In der Zeit der französischen Revolution geplündert und später durch das Militär als Kaserne genutztes Bauwerk, kann die früher herrschende Pracht in den Sälen wohl nur noch aus zeitgenössischem Schriftgut ermessen werden. Avignon selbst wirkt keines Wegs so verschlafen wie Aix. Das zur Zeit stattfindende Theaterfestival bestimmt das Stadtbild. An allen Straßen werben Plakate mit den verschiedensten Vorstellungen. Nicht eine Laterne ist nicht behangen, nicht ein Straßengeländer verschont vom auf die Dauer lässtig wirkenden Behang. Die Aufforderung "Ankleben verboten" wird jedoch allgemeinhin befolgt. Durch die Vielzahl der Ankündigungen kommt es garnicht dazu, dass die Aufmerksamkeit des Beobachters auf ein bestimmtes Plakat gelenkt wird. So kommt es dazu, dass wiederum eine viel zu große Anzahl an Personen in der Stadt umherlaufen um bunte Zettel zu verteilen und vielerlei Sätze über die Einzigartigkeit gerade ihres Programms loszuwerden.
Wir verließen Avignon nach Norden und folgten der Route touristic de Côte du Rhône entlang bekannter Weinbauorte wie Châteauneuf-du-Pape, Orange oder Gigondas. Auf kleinen Hügeln gelegen hat jedes Dorf sein eigenes kleines Château, welches über dem Dorf thront. Die Landschaft ist herrlich. Der Mont Ventoux und die Dentelles de Montmirail bilden das Panorama, hinter langen Reihen von Weinstöcken. Ich werde sicherlich in diese Gegend zurück kehren, um noch mehr Eindrücke, dann unter den Auswirkung einer ausgedehnten Degustation, sammeln zu können.
Für mich begann jedoch am Montag wieder die Arbeitswoche, während der jedoch eine weitere Abwechslung winkte. Die Tour de France führte am Mittwoch entlang der Straße neben dem Forschungszentrum. Schon am Morgen fanden sich Radsportbegeisterte an der Straße ein, um einen Platz für ihr Wohnmobil zu ergattern und beim morgendlichen Frühstück auf Klappstühlen, die vorbeifahrenden Mitarbeiter des Zentrums zu beobachten. Schon zum Zeitpunkt des Eintreffens des Werbetrosses müssen viele Mitarbeiter die Gunst des Tages genutzt haben um ihre Arbeit für den gesamten Nachmittag zu unterbrechen, denn als ich, zu gegeben auch für eine etwas längere zusätzliche Pause, am Schauplatz eintraff waren schon viele Menschen vor Ort. Natürlich auch alle Kollegen meiner Forschungsgruppe, die schon lange zuvor den Flur verwaist zurück ließen. Das eigentliche Schauspiel verging überraschend schnell. Nachdem bis zur Ankunft der Spitzengruppe zwanzig Minuten vergingen, diese dann innerhalb einer Sekunde an uns vorbei rauschte, wiederum eine viertel Stunde bis zur Ankunft des Feldes verging, während deren Passierens immerhin 8 Sekunden zum Applaudieren und Photographieren blieben, strömte die gesamte Arbeiterschaft zurück zum Eingang. Der Rest der Woche blieb der Arbeit vorbehalten, oder den Kaffeepausen, so richtig konnte ich das nicht einschätzen.
Ein kutlurelles Highlight bildete das Ende der Woche. Kurze Zeit nachdem ich vor nunmehr schon einem Monat in Aix ankam, hörte ich vom hiesigen Opern Festival. Den ganzen Juli über werden Opern in wunderbarer Umgebung aufgeführt. Darunter das Théatre du Grand Saint Jean, welches als ehemaliger Landsitz eines aixoiser Patrizier im Hinterland der Stadt zwischen Feldern, Wald und Wiesen liegt. Der Schlossgarten lud zu einem kleinen Picknick vor Beginn der Aufführung ein. Zur Beköstigung der Gäste säumten beleuchtete Leinenzelte den Wiesenrand und eine Anzahl brokatbekleideter Trobadore schritt anmutig über das Gras, eine Mischung aus okzidentaler und orientaler Musik mit Trommeln, Flöten und Zimbeln aufspielend. Zelte, Musik und Gewandung der Spieler trugen dazu bei schon vorab die Wiese des Schlosses in die prachtvollen Gärten eines orientalischen Palastes zu verwandeln und somit auf das bald darauf beginnende Stück einzustimmen: Die Entführung aus dem Serail. Prächtig ausgestattet und mit einigem Klamauk gespickt, war die Inszenierung möglicherweise ganz im Sinne Mozarts, bekannt für seine schelmische, exzentrische Art.

Sonntag, 8. Juli 2007

Der erste Arbeitstag...

Nachdem ich die erste Woche in dieser angenehmen Umgebung zum Einleben nutzen konnte, rückte am 2. Juli der eigentliche Grund meines Hierseins unweigerlich ins Zentrum meiner Unternehmungen. Dies ist nicht wie gemeinhin behauptet ein Dauerurlaub, sondern die Anfertigung meiner Diplomarbeit. Auch wenn der erste Grund recht reizvoll erscheint, war ich gespannt auf meine neue Arbeitsumgebung. Im Forschungszentrum von Cadarache, etwa 40 km nord-östlich von Aix direkt an der Durance gelegen, werde ich nun für 6 Monate ein Thema im Bereich der Validierung eines neuen Reaktorkonzeptes bearbeiten. Ein täglicher Shuttleservice zum Forschungszentrum ermöglichte es erst, in der wunderschönen Stadt Aix zu wohnen. Wenn ich gegen 7 Uhr in die noch kühle Morgensonne trete, ist es in den Gassen bis zur Haltestelle noch recht ruhig. Eine dreiviertel Stunde später erreicht der Bus das Forschungszentrum.
An meinem ersten Tag musste ich einige Formalitäten erfüllen, um einen vorübergehenden Ausweis und eine Kantinenkarte zu erhalten. Schon während des Termins in der Personalabteilung verwandte die Sachbearbeiterin mehr Worte zur Erklärung dieser Karte, als zur Klärung z.B. der Fragen "Wie komme ich von A nach B", da das Areal viele hundert Hektar umfasst (10% des Gesprächs), "Wo ist mein Arbeitsplatz" (erst auf Nachfrage, 5%) oder "Wie verhalte ich mich gegenüber den auf dem Gelände frei umherlaufenden Wildschweinen" (0%). Der restliche Anteil des Gesprächs beschäftigte sich demnach mit der Lage der Kantinen, dem Preissystem, dem Aufladen der Karte und der Abgabe der Karte am Ende des Aufenthalts im Forschungszentrum.
Per Taxiservice (der wie auch der Shuttleservice umsonst ist) ging es zum Gebäude, in der die Forschungsgruppe für innovative Reaktorkonzepte untergebracht ist. Dort wurde ich von der Sekretärin der Gruppe begrüsst, die mich zu meinem Arbeitsplatz führte. Nach der Frage, ob ich meine Kantinenkarte erhalten habe, erreichten wir das Büro. Mein Bürokollege ist ein sehr netter Schweizer, der einen Teil seiner Doktorarbeit in Cadarache absolviert. Aaron wird, genau wie ich, bis Dezember im Forschungszentrum arbeiten. Einige Zeit später begrüsste mich dann Aarons Chef, der zum Zeitpunkt meines Eintreffens durch eine Sitzung beansprucht wurde. Er hieß mich herzlich Willkommen und fragte freundlich, ob ich auch meine Kantinenkarte bekommen hätte. Da auch mein Chef zu diesem Zeitpunkt abwesend war, kümmerte ich mich um die Einrichtung eines Computeraccounts und begleitete Aaron für ein paar seiner halbstündlichen Zigarettenpausen. Die Bekanntschaft meines Chefs ließ nun nicht mehr lange auf sich warten. Nach einer Entschuldigung über seine Abwesenheit während meiner Ankunft, konnte ich ihm guten Gewissens auf seine Nachfrage hin versichern, dass ich meine Kantinenkarte erhalten habe. Derweil erreichte der Sonnenstand den Zenit und wir gingen zur Kantine. Nach meinen Erfahrungen die Kantinenkarte betreffend, möchte ich behaupten, dass der mittägliche Besuch der Kantine eines der fundamentalsten Ereignisse eines französischen Angestellten darstellt. Die anderen wichtigen Ereignisse stellen wohl die morgendliche Kaffeepause (vor Beginn der Arbeit) um halb neun und die nachmittägliche Kaffeepause um 15 Uhr dar. Die Arbeit endet für jene Mitarbeiter, die mit dem Bus kommen, offiziell um 16.20 Uhr, doch werden die letzten 20 Minuten auch gerne für ein Pläuschchen verwandt. Für die übrigen scheinbar nach eigenem Ermessen.
Diesen Umständen ist es zu verdanken, dass ich schon um kurz nach fünf zurück in Aix bin und die Sonne der Abendstunden während eines Spazierganges in der Stadt genießen oder mich durch ihre Strahlen auf dem Platz vor meinem Fenster wärmen lassen kann, um mich so dem zweit wichtigsten Grund meines Aufenthaltes zu widmen; dem Dauerurlaub.

Montag, 2. Juli 2007

Ein Tag am Meer...

Eine dreiviertel Autostunde Richtung Süden, entlang der "autoroute provencale", welche durch die bizarren Felsmassive führt, inmitten derer sich die Stadt Aix sanft an die Flanken eines Hügelkamms schmiegt, befindet sich der kleine Badeort Cassis. Ehemals ein Fischerdorf, ist Cassis heute beliebtes Wochenendziel der Aixoiser. Der Strand, direkt am kleinen Hafen gelegen, in dem neben den Segeljachten noch kleine bunt bemalte Fischerboote dümpeln, füllt sich um die Mittagszeit mit sonnenhungrigen Menschen, die sogleich beginnen, ihr mitgebrachtes Picknick zu verzehren, bestehend aus baguette, saucisson, Käse und Obst. Auch wir hatten unsere Taschen mit leckeren Dingen gefüllt. Darunter eine Spezialität der Region, die navettes (Schiffchen) provencales, oder auch wegen ihres eigentümlichen Aromas gateaux au savon (Seife) genannt. Nicht ganz jugendfrei, präsentiert sich das Gebäck unter dem Namen foufous provencales. Unser Weg führte uns daher nach einem morgendlichen Aufenthalt und dem erwähnten Picknick zur Hafenpromenade. Während vereinzelt Fischer in ihren Booten ihr Tagesgeschäft beenden und die frisch geflickten Netze für die morgendliche Ausfahrt verstauen, sind die Brasserien und Restaurants zu dieser Zeit gut gefüllt. Überhaupt scheint mir bisher entgangen zu sein, ob es hier in Frankreich eine Hauptmahlzeit gibt, denn die Brasserien und Restaurants sind zu jeglicher Zeit gut gefüllt. Weg von der Hafenpromenade führen kleine freundliche Gassen in die Stadt. Die Fensterläden sind farbig gestrichen und häufig hängen unter den Fenstern üppig blühende Blumenkästen. Unser Bummel führte durch die Gassen der Stadt zurück zum öffentlichen Parkplatz, von dem es einen guten Blick auf die über der Bucht thronenden Klippen gibt. Der Nachmittag sollte einem Besuch der Calanques, der kleinen Felsenbuchten, vorbehalten sein. Diese seien gegenüber dem Strand weniger besucht. Was sich wie ein Geheimtipp anhörte, entpuppte sich als beliebtes nachmittägliches Ausflugsziel für jedermann. Nichts desto trotz bestechen die Calanques von Cassis durch ihre schroffe Schönheit. Das Wasser ist Ende Juni noch kühl und stellt dennoch eine willkommene Erfrischung zur schon recht starken Sonne dar. J'ai pris plein de couleur. Leider ein bißchen zu viel.

Freitag, 29. Juni 2007

Metamorphose

Wer an mediterrane Städte denkt, der wird nicht umhin kommen diese Gedanken mit jenen an Märkte und buntes Treiben zu verknüpfen. Auch Aix ist hier keine Ausnahme. Es gibt wohl keinen Tag der Woche, an dem nicht auf irgendeinem der vielen Plätze der Stadt Verkaufsstände aufgebaut sind, die allerlei unterschiedliche Waren anbieten. Während man in Deutschland nur auf die schlechte Qualität des Obstes und Gemüses in den Supermärkten und die hohen Preise auf den Wochenmärkten schimpfen kann, haben die hiesigen Märkte einen enormen Vorteil: Bessere Qualität und geringere Preise als im Supermarkt. Dies ist wiederum der Grund, warum nicht nur die ältere Generation, sondern auch junge Aixoiser (so auch mein Mitbewohner) den Wocheneinkauf auf dem Markt erledigen. Hat man sich am bunten Treiben und der Geschäftigkeit der Markthändler erfreut, kehrt man mit gut gefüllten Einkaufstaschen zum Heim zurück. Obst und Gemüse sind hier so frisch und reif, dass nach dem Einkauf und dem Auspacken der Körbe und Taschen das Wohnzimmer selbst wie ein Markt riecht. Die Brisepyramide kann getrost eingepackt werden.
Während ihr euch daheim wahrscheinlich die Zähne an hartem und grünem Obst ausbeißt, genieße ich voll Wonne pralle Pfirsiche und goldgelbe Melonen, deren süßer Saft mir des Öfteren über Kinn und Hände läuft, ohne dass dies vermeidbar wäre.
Um die Mittagszeit herum vollzieht sich die alltägliche Metamorphose der Marktplätze. Diese bleiben jedoch nach Ende der freundlichen Morgensonne nicht verwaist, sondern sind entweder profanerem Zwecke zugedacht, wie der Behebung des Parkplatzmangels in der gesamten Stadt oder werden von angrenzenden Cafés und Bistros zur Bewirtung genutzt.
Am morgigen Tag werde ich mit meinem Mitbewohner, seiner Freundin und einer Arbeitskollegin einen ersten Ausflug ans Meer unternehmen. Wir werden einen in der Gegend bekannten Badeort besuchen, der den schönen Namen Cassis trägt.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Ein erster Rundgang

An diesem Morgen habe ich mich aufgemacht, ein wenig die Straßen der Stadt zu erkunden. Viele enge Gassen prägen das Stadtbild. Gesäumt von Boutiquen, Boulangerien und kleinen Brasserien, erfüllen diese Sträßchen den alten Stadtkern mit Leben. Eine rein touristisch geprägte Straße, gänzlich aus Souvenirläden und Postkartenständen bestehend, findet man jedoch nicht. Neben den Gassen beherrscht der Cours Mirabeau den Süden des Zentrums. Die grünen Äste der Platanen reichen über die gesamte Straße und tauchen den Cours zur Mittagszeit in angenehmen Schatten. So ist es kein Wunder, dass sich auf der Nordseite viele verschiedene Restaurants angesiedelt haben. Auf der südlichen Seite befinden sich Bankensitze und Edel-Boutiquen.
Man kann lange damit zubringen einfach durch die Straßen der Stadt zu spazieren. Öffnet sich unverhofft einer der vielen kleinen Plätze am Ende einer Gasse, so laden meist kleine Cafés zum Verweilen ein. Diese Stadt ist einfach für das "savoir vivre" geschaffen und sollte mit Muße und Gesellschaft genossen werden. Leider blieb mir heute nur eines der beiden. Die Überraschung des Tages war die Entdeckung des Geburtshauses des heute berühmtesten Bürgers der Stadt, aber zu Lebzeiten verkannten Malers
Paul Cezanne im Nachbarhaus. Bestimmt bietet sich mir noch die Gelegenheit, mich in Aix auf die Spuren Cezannes zu machen. Der Anfang ist jedoch getan.
Am Abend wurde ein Konzert im Innenhof des Hôtel de Ville, dem Rathaus, veranstaltet. Die ebenso kokette wie robuste Sängerin unterhielt das Publikum mit einem abwechslungsreichen Repertoire von Oper bis Jazz. Schelmereien zwischen ihr und dem begleitenden Pianisten (man beachte das Piano, Modell "off-road") brachten die Zuschauer in die richtige Stimmung, um mitzusingen und zu klatschen. Wer bei einer solchen Veranstaltung nicht als Nichtfranzose auffallen will, der sollte schnellstens das Libretto der Arie "Habanera" aus Bizets Carmen lernen. "L'amour est un oiseau rebelle" - scheinbar die inoffizielle Hymne Frankreichs. Wer gleich anfangen möchte bitte schön: Text der Habanera
Das Konzert fand im Rahmen der Veranstaltung mit dem Namen "Musique dans la rue" statt Überhaupt scheint es, als sei die gesamte Stadt von Musik erfüllt. Hie und da sind kleine Gruppen zu sehen, die vor den Gästen der Cafés aufspielen und aus den offenen Fenstern klingen allenthalben die Bemühungen junger Musikschüler oder aber erfahrener Barocksängerinnen, begleitet vom Cembalo.

Dienstag, 26. Juni 2007

le premier soir sur Aix

Nachdem ich gestern nach einer ca. 9 1/2 stündigen Autofahrt (Gott sei Dank ohne Zwischenfälle, dafür aber stinklangweilig) in Aix-en-Provence angekommen bin, war die Überraschung groß, das neue Zuhause direkt im alten Stadtzentrum zu finden (Cours Mirabeau ca. 200m; schlagts in euerem alten Französischbuch nach oder hier klicken ).
Von Außen den Glanz früherer Epochen ausstrahlend, in denen Aix eine wichtige politische, kulturelle und ökonomische Rolle spielte, ist das Innere dieses Aristokratensitzes leider nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch kann ich auch hier erahnen, welche eindrucksvolle Erscheinung sich dem Besucher früherer Zeiten bot.
Durch das wunderschön gearbeitete Holzportal (eines der schönsten in den Straßen, die ich bisher besucht habe) eintretend, gelangt man in eine mit massiven Steinen gepflasterte Halle. Zur linken führt eine Prachttreppe in die oberen Etagen, welche früher den wohlhabenden Bewohnern vorbehalten gewesen sein müssen. Natürlich habe ich mich sofort voll Enthusiasmus die steinernen Stufen der breiten Treppe, mehrere Stufen auf einmal nehmend, empor geschwungen. Leider öffnete sich keine der Türen, wie erhofft, vor mir. Mein Mitbewohner wartete bereits am Portal, als ich wieder hinabstieg. Unserer Weg war die enge Gesindetreppe, die sich auf der gegenüberliegenden Seite befindet. Nichtsdestotrotz ist es eine sehr gemütliche Wohnung. Mein Zimmer ist klein, aber in Ordnung. Der Blick über den Stadtsüden, der sich mir durch mein Fenster eröffnet, ist Entschädigung genug für das Gepäckschleppen durch das enge Treppenhaus bis in das 4. Stockwerk . Vielleicht bietet sich mir irgendwann die Möglichkeit, in eines der ehemals vornehmeren Appartments zu schauen, die sich an der Prachttreppe befinden. Wer mehr über die sogenannten Hôtels particuliers wissen möchte, der folge dem nachstehenden Link:
Hôtel particulier

Zu aller erst

Willkommen zu meinem Blog während meines Frankreichaufenthaltes.
Hier versuche ich Dich auf dem Laufenden zu halten, was ich unternommen und erlebt habe und wie ich mit meiner Arbeit voran komme. Ich werde versuchen ein paar schöne Bilder in den Blog einzubeziehen. Für die Zukunft werde ich aber auch ein Online-Bilder-Archiv anlegen, in dem Du dann alle weiteren Bilder anschauen kannst, die ich zum Anschauen freigegeben habe.
Über Nachrichten, Fragen und Kommentare von Dir zu meinen Postings würde ich mich sehr freuen.
Ich werde mich bemühen, den Blog auf dem neusten Stand zu halten. Hoffentlich gelingt mir das neben der Anfertigung meiner Diplomarbeit.
Viel Spaß