Sonntag, 8. Juli 2007

Der erste Arbeitstag...

Nachdem ich die erste Woche in dieser angenehmen Umgebung zum Einleben nutzen konnte, rückte am 2. Juli der eigentliche Grund meines Hierseins unweigerlich ins Zentrum meiner Unternehmungen. Dies ist nicht wie gemeinhin behauptet ein Dauerurlaub, sondern die Anfertigung meiner Diplomarbeit. Auch wenn der erste Grund recht reizvoll erscheint, war ich gespannt auf meine neue Arbeitsumgebung. Im Forschungszentrum von Cadarache, etwa 40 km nord-östlich von Aix direkt an der Durance gelegen, werde ich nun für 6 Monate ein Thema im Bereich der Validierung eines neuen Reaktorkonzeptes bearbeiten. Ein täglicher Shuttleservice zum Forschungszentrum ermöglichte es erst, in der wunderschönen Stadt Aix zu wohnen. Wenn ich gegen 7 Uhr in die noch kühle Morgensonne trete, ist es in den Gassen bis zur Haltestelle noch recht ruhig. Eine dreiviertel Stunde später erreicht der Bus das Forschungszentrum.
An meinem ersten Tag musste ich einige Formalitäten erfüllen, um einen vorübergehenden Ausweis und eine Kantinenkarte zu erhalten. Schon während des Termins in der Personalabteilung verwandte die Sachbearbeiterin mehr Worte zur Erklärung dieser Karte, als zur Klärung z.B. der Fragen "Wie komme ich von A nach B", da das Areal viele hundert Hektar umfasst (10% des Gesprächs), "Wo ist mein Arbeitsplatz" (erst auf Nachfrage, 5%) oder "Wie verhalte ich mich gegenüber den auf dem Gelände frei umherlaufenden Wildschweinen" (0%). Der restliche Anteil des Gesprächs beschäftigte sich demnach mit der Lage der Kantinen, dem Preissystem, dem Aufladen der Karte und der Abgabe der Karte am Ende des Aufenthalts im Forschungszentrum.
Per Taxiservice (der wie auch der Shuttleservice umsonst ist) ging es zum Gebäude, in der die Forschungsgruppe für innovative Reaktorkonzepte untergebracht ist. Dort wurde ich von der Sekretärin der Gruppe begrüsst, die mich zu meinem Arbeitsplatz führte. Nach der Frage, ob ich meine Kantinenkarte erhalten habe, erreichten wir das Büro. Mein Bürokollege ist ein sehr netter Schweizer, der einen Teil seiner Doktorarbeit in Cadarache absolviert. Aaron wird, genau wie ich, bis Dezember im Forschungszentrum arbeiten. Einige Zeit später begrüsste mich dann Aarons Chef, der zum Zeitpunkt meines Eintreffens durch eine Sitzung beansprucht wurde. Er hieß mich herzlich Willkommen und fragte freundlich, ob ich auch meine Kantinenkarte bekommen hätte. Da auch mein Chef zu diesem Zeitpunkt abwesend war, kümmerte ich mich um die Einrichtung eines Computeraccounts und begleitete Aaron für ein paar seiner halbstündlichen Zigarettenpausen. Die Bekanntschaft meines Chefs ließ nun nicht mehr lange auf sich warten. Nach einer Entschuldigung über seine Abwesenheit während meiner Ankunft, konnte ich ihm guten Gewissens auf seine Nachfrage hin versichern, dass ich meine Kantinenkarte erhalten habe. Derweil erreichte der Sonnenstand den Zenit und wir gingen zur Kantine. Nach meinen Erfahrungen die Kantinenkarte betreffend, möchte ich behaupten, dass der mittägliche Besuch der Kantine eines der fundamentalsten Ereignisse eines französischen Angestellten darstellt. Die anderen wichtigen Ereignisse stellen wohl die morgendliche Kaffeepause (vor Beginn der Arbeit) um halb neun und die nachmittägliche Kaffeepause um 15 Uhr dar. Die Arbeit endet für jene Mitarbeiter, die mit dem Bus kommen, offiziell um 16.20 Uhr, doch werden die letzten 20 Minuten auch gerne für ein Pläuschchen verwandt. Für die übrigen scheinbar nach eigenem Ermessen.
Diesen Umständen ist es zu verdanken, dass ich schon um kurz nach fünf zurück in Aix bin und die Sonne der Abendstunden während eines Spazierganges in der Stadt genießen oder mich durch ihre Strahlen auf dem Platz vor meinem Fenster wärmen lassen kann, um mich so dem zweit wichtigsten Grund meines Aufenthaltes zu widmen; dem Dauerurlaub.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey Philipp.
also ist das ja doch ein Dauerurlaub :-D
Ich lese hier gerne drin, also auch schön weiter berichten.
Viele liebe Grüße aus Aachen
Lola
P.S. Ach ja: dann also nie deine Kantinenkarte vergessen ;)

Anonym hat gesagt…

Hi Philipp,

das war doch schon mal ein entspannter Einstieg in deine Diplomarbeit:-)

Viele Grüße aus Salem
Sarah

Anonym hat gesagt…

Hallo Philipp,
in Frankreich kommt es sich halt auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben an. Viel Ruhe und gesundes Essen.
Dann lass es dir mal so richtig gut gehen.
Viele Grüße aus Aachen.
Jan

Philipp hat gesagt…

Mein Reden!

Philipp - Figo hat gesagt…

Hey mein Lieber,

bin leider noch nicht weiter vorgedrungen...obwohl ich bei meinen spärlichen Besuchen auf deiner Seite immer wieder durch deinen erfrischenden Erzählstil begeistert werde :)

Wie gesagt hab noch nicht weitergelesen und weiß dementsprechend grad nicht wie's derzeit läuft...die Bilder weiter oben sehen allerdings nen bisschen nach Dauerurlaub aus ;)

Ich bin mittlerweile am IVT (Institut für Verfahrenstechnik) gelandet und mache da eine Simulation zu CO2-freien (armen) Kraftwerken...is eigentlich ganz interessant.

Wenn ich's richtig verstanden habe, bist du im Dezember ja schon wieder da.....

Ich werd mir die Tage mal nen bisschen Zeit für die folgenden Berichte freischaufeln :)

Schönen Gruß aus der Kaiserstadt

Philipp